Ein Beitrag unseres Direktkandidaten zur Bundestagswahl Toni Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN im Bundestag:
“Wir haben keinen Planeten B.” – der vielzitierte Spruch fordert uns auf, eine Politik zu machen, die die planetarischen Grenzen der Erde berücksichtigt und unsere Lebensgrundlagen erhält. Die Erde muss nicht gerettet werden, sie hat schon ganz andere Krisen überstanden. Sondern es geht um uns, um das Überleben der Menschheit und um intakte Ökosysteme, auf die wir angewiesen sind. Die Klimakrise und das Artensterben hängen zusammen. Sie sind die beiden größten weltweiten ökologischen Herausforderungen, vor denen wir stehen.
Nach Schätzungen sterben gegenwärtig auf der Erde etwa 30.000 Arten pro Jahr aus. Wir stehen an der Schwelle zur sechsten Aussterbekatastrophe. In der fünften sind vor 65 Mio. Jahren die Dinosaurier ausgestorben. Sie hatten 135 Mio. Jahre lang die Erde bevölkert und ihre Existenz wurde durch die Folgen eines gewaltigen Meteoriteneinschlags ausgelöscht. In der Folgezeit sind auf der Erde die ökologischen Nischen für Vögel und Säugetiere entstanden. Und da sind wir nun. Der Unterschied zu den vorangegangenen Massensterben ist: Dieses Mal ist es vom Menschen verursacht.
Unser Zeitalter wird auch Anthropozän genannt, weil der Mensch zum bestimmenden Einflussfaktor auf der Erde geworden ist. Das heißt aber auch, dass wir die Möglichkeit haben, einzugreifen und die Zustände zu verbessern. Wir haben alles Wissen, wir kennen die Zusammenhänge – genau das treibt uns an, wir wollen erhalten, was uns erhält. Was Klimaschutz und Artenvielfalt angeht, sind wir GRÜNE die einzige Partei, die wirklich bereit ist, ernst zu machen.
Ursachen für das Artensterben
Die Hauptursachen für das Artensterben heute sind: Die Agrarindustrie, die konventionelle Forstwirtschaft, die Rohstoffgewinnung sowie Umweltverschmutzung und die Vermüllung der Erde. Natürlich auch die Flächenversiegelung und der Verkehrswegebau, denn die Zerschneidung von Ökosystemen wirkt sich ganz erheblich auf die ansässigen Populationen aus. Bei der Agrarindustrie sind es vor allem die ausgeräumten Landschaften, der Pestizideinsatz und die großen Mengen an Dünger. Und wo viele Bäume stehen, ist noch lange kein Wald. Große Teile, die laut Statistik als bewaldet gezählt werden, sind Fichten- oder Kiefernplantagen, die mit einem natürlichen europäischen Wald so viel zu tun haben wie eine Palmölplantage mit Regenwald. An dieser Stelle seien auch die Meere genannt, denn wir deponieren das Kohlendioxid nicht nur in der Atmosphäre, sondern auch in den Ozeanen, ganz zu schweigen von Plastik und Chemikalien. Die Versäuerung und Erwärmung der Meere beeinträchtigt das ökologische Gleichgewicht und führt zum Absterben von artenreichen Korallenriffen. Wir wollen und wir müssen das ändern – und wir können es auch!
Arten retten durch Ökolandbau und Meeresschutz
Die grüne Landwirtschaft arbeitet mit der Natur statt gegen sie. Wir wollen den Öko-Landbau so fördern, dass er den Sprung aus der Nische schafft und eine giftfreie Landwirtschaft vorherrscht. Zwingend nötig ist, dass die milliardenschweren Agrar-Subventionen anders verteilt werden, weg von der Förderung nach Flächengröße, hin zu dem Prinzip „öffentliches Geld für öffentliche Leistung“. Die Leistung besteht dann eben darin, dass qualitativ gedacht wird und Tierschutz, Artenschutz und Naturerhaltung honoriert werden. Auch die Düngemengen und die Tierzahlen müssen sinken, um Wasser und Böden zu schonen. Durch Biotopverbundsysteme können wir auch in unserer zersiedelten Landschaft dafür sorgen, dass Lebensräume für Wildtiere und Pflanzen durchgängig werden, das ist besonders wichtig für den Artenerhalt.
Die ökologische Herausforderung ist heute so groß, dass wir über die eigenen Grenzen hinaus wirken müssen. Wir können Importe von Lebensmitteln, Futtermitteln und Grundstoffen, die auf Entwaldung, Ressourcen-Übernutzung und auf Menschenrechtsverletzungen zurückgehen, nicht länger hinnehmen. Deshalb setzen wir uns für ein starkes Lieferkettengesetz ein. Das Gesetz, das die GroKo zum Ende der Wahlperiode herausgewürgt hat, reicht nicht!
Immer mitzudenken sind auch die Meeres-Ökosysteme, die durch die Klimakrise und das menschliche Treiben mit Überfischung, Verschmutzung durch Chemikalien und Öl und Vermüllung mit Plastik beschädigt oder gar zerstört werden. Um diese Probleme zu lösen, sind wir auf internationale Zusammenarbeit angewiesen – für großflächige Meeresschutzgebiete, nachhaltige Fischerei und funktionierende Recycling- und Entsorgungssysteme in allen Ländern. Nicht zuletzt deshalb ist für uns die Stärkung der internationalen Organisationen und ihre Ausrichtung auf Klima- und Umweltschutz extrem wichtig.
Drei große Wenden, ein Ziel
Die drei großen Wenden – Agrarwende, Energiewende und Mobilitätswende – dienen alle dem Ziel, die Klimakrise und die Artenkrise in den Griff zu bekommen. Mit welchem Ernst die Politik in Deutschland den sozial-ökologischen Umbau angeht, hat herausragende internationale Bedeutung. Mein Wahlkreis, der Landkreis München, hat als einer der wohlhabendsten Landkreise eine besondere Verantwortung. Lasst uns zusammen zeigen, dass wir bereit sind zu führen und zu gestalten – für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen!
Vorsitzender der GRÜNEN im Bundestag
Unterhaching
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